Schrift in Bewerbungen

Wir schauen uns gemeinsam ihren Lebenslauf an. Mir fallen ein paar Stellen auf, die geändert werden können, um ihn übersichtlicher zu machen. Ich spreche es an und frage sie, ob ich das mal machen soll, um ihr zu zeigen, was ich meine. Sie sagt nichts, nickt aber. Ich speichere den Lebenslauf neu ab und mache die Änderungen. Ihr verschlossenes Gesicht neben mir irritiert mich etwas. Ich schaue sie an, sie guckt kurz aus den Augenwinkeln zu mir, dann richtet sich ihr Blick wieder auf den Monitor. Schweigen während ich die letzten Änderungen mache. Ich warte. „Wissen Sie“, sagt sie plötzlich in die Stille, „so war mein Lebenslauf, bevor ich in der anderen Maßnahme war. Die haben mir gesagt, dass ich das anders machen muss. Auch die Schrift musste ich ändern.“ Ich brauche nicht in die Formatleiste gucken, es ist Times New Roman. Ich frage zurück, ob ihr gesagt worden wäre, man dürfe nur Arial oder Times New Roman in Bewerbungsunterlagen verwenden. Sie nickt. Ich seufze und schüttele den Kopf. Von 100 Bewerbungen gut 80 Prozent in Times New Roman und 10 Prozent in Arial, denkt mal einer an die Leute, die diese Unterlagen lesen?

Zusammen schauen wir uns die vorhandenen Schriftschnitte an und sie entscheidet sich für Calibri. Ihr Blick ist offener. Ich erkläre, dass ich ihr Vorschläge mache und sie sagen kann, ob sie das gut findet und passend für sich, schließlich ist es ihre Bewerbung nicht meine. Ich wünsche mir ausdrücklich, dass sie mir sofort sagt, wenn ihr etwas nicht gefällt. Jetzt schaut sie mich erstmals richtig an. Dann fängt sie an von sich zu erzählen.

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