Lachen

Die Gruppe hat gerade die richtige Größe. Alles „langzeitarbeitslose Jugendliche ohne Berufsausbildung“, wie die Behörden diese höchst unterschiedlichen jungen Menschen kategorisieren. Alle sind etwas nervös und giggeln herum. Aber sie machen mit, so gut sie es hinkriegen. Meine Arbeit hat ihre Erwartungshaltungen unterlaufen, sodass sie sich gegen diese ungewohnte und für sie befremdliche Situation nicht zur Wehr setzen. Sie machen die Augen zu, entspannen sich, auch wenn hin und wieder ein Kichern sich Bahn bricht. Dann machen sie die Augen auf und gucken nach mir. Als ich ihnen signalisiere, dass alles Okay ist, schließen sie die Augen wieder. Sie reisen in ihrer Vorstellung in die Zukunft und wieder zurück und jetzt malen sie, was sie gesehen haben.

Eine junge Frau sitzt da und sagt immer wieder: „Ich weiß nix, ich hab nix gesehen“.Ihr Bild enthält ein Haus, eine Strichmännchenfamilie und einen Hund, von dem sie sagt, dass er wie eine Kuh aussieht, und muss darüber lachen. Sie ist ein patenter Typ, schlagfertig und lustig. Ich frage sie, was ihr Spaß macht, was sie gerne tut. Sie sagt: Putzen, bügeln, einkaufen, Wäsche waschen. Ich frage noch eine Weile weiter, sichere die Aussagen ab. Dann überlege ich einen Moment und frage sie: „Ob sie wüsste, dass Hauswirtschaft ein Ausbildungsberuf ist?“ Sie starrt mich an und fragt nach, was dieser Beruf enthält. Ich erkläre es ihr in groben Zügen. Sie sagt: „Nicht einmal in den 3 Jahren, seit sie aus der Schule raus ist, hätte man ihr von diesem Beruf erzählt.“ Ich habe Bilder von ihr im Kopf. Sie ist etwas älter, mit einem großen Schlüsselbund in der Hand, wie sie eine Gruppe Kids zur Räson bringt. Ich erzähle ihr von diesem Bild. Ihre Augen fangen an zu leuchten und dann fängt sie an zu lachen. Die Gruppe lacht mit ihr. Es ist ein gutes Lachen.

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